Kapitel 8: Freak Out


Transkript des aktuellen Titels

Bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts gründeten sich erste Behindertenrechtsgruppen. Doch erst ab den 1970er Jahren mobilisierten sie wie nie zuvor. Ihre Botschaft lautete, dass es nicht die Behinderung ist, die Menschen in ihrem Leben behindert, sondern die gesellschaftlichen Barrieren physischer wie auch psychischer Art. Diese Botschaft erinnert an Rosa von Praunheims ikonischen Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Gesellschaft, in der er lebt“ aus dem Jahr 1971. Er gab den Startschuss für die queere Emanzipationsbewegung in der damaligen Bundesrepublik Deutschland. Inspiriert von US-amerikanischen Bürgerrechtler*innen übernahm die Behindertenrechtsbewegung deren Strategien des zivilen Ungehorsams. Provokative Aktionen sollten zeigen, dass Behinderung kein individuelles Schicksal oder medizinisches Problem ist, sondern eine gesellschaftspolitische Angelegenheit.

Die Wiederaneignung von Wörtern wie „Krüppel“ und sogar „Freak“ als stolze Selbstbezeichnungen zeigt, dass wir unsere Handlungsmacht zurückgewonnen haben. Viel wurde bereits erreicht, um gesellschaftliche Barrieren zu beseitigen und unsere kulturelle Repräsentation zu verbessern. Aber es gibt auch noch viel zu tun, damit wir wirklich gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können. In diesem Sinne: Keep freaking out!

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