Kapitel 5: „Normalität/Normalisierung" forcieren/widerstehen

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Im Laufe des 19. Jahrhunderts gewann die medizinische Wissenschaft an Einfluss. Es wurden Methoden entwickelt, um Menschen zu vermessen und Normen wie auch daraus abgeleitete sogenannte „Normalität“ zu definieren. Die Begriffe „Homosexualität“ und „Behinderung“ hielten Einzug ins Lexikon. Gleichgeschlechtliches Begehren, geschlechtliche Non-Konformität und Behinderung waren zuvor lediglich Merkmale – nun wurden sie zu Identitäten. Dies führte einerseits zur Bildung von Communities, andererseits aber auch zu Stigmatisierung.

Die wissenschaftlichen Bemühungen wurden intensiviert. Die Eugenik popularisierte ein neues System von Konzepten und Praktiken zur vermeintlichen „Verbesserung“ der Gesellschaft. Menschen wurden als Träger*innen von erwünschten oder unerwünschten Eigenschaften klassifiziert, die als ererbt angesehen wurden. Das Fortpflanzungs- und Sexualverhalten sollte entsprechend so gesteuert werden, dass unerwünschte Eigenschaften durch die Verhinderung der Fortpflanzung im damaligen Sprachgebrauch „ausgezüchtet“ werden würden.

Gleichzeitig entstanden aber auch neue Bewegungen, die sich gegen diese Unterdrückung auflehnten. Behinderte Menschen, queere Menschen und Feminist*innen kämpften öffentlich für gleiche Rechte sowie sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung.

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