Statue der Venus von Milo und Schwarz-Weiß-Foto von Joey Solomon.

Zu sehen ein Bild imQuerformat. Es ist eine Collage, die aus zwei Motiven zusammengesetzt ist. Ganz links befindet sich die Fotografie einer Statue der Venus von Milo. Blick und Körperhaltung sind zur Mitte hin ausgerichtet. Die weiße Figur steht im Kontrast zu dem pinkfarbenen vertikalen Streifen im Hintergrund. Rechts von dieser Figur ist eine Schwarz-Weiß-Fotografie, auf dem der Künstler Joey Solomon zu sehen ist. Er befindet sich in einem Schlafsaal und lehnt sich zurück in die Arme eines anderen weißen Mannes, Andy Coombs, der in einem Rollstuhl sitzt und seine Beine auf dem Bett vor ihm abstützt. Andy blickt über seine Schulter liebevoll auf ihn herab und Joey schaut uns direkt an, während die Venus ihn von der Seite beobachtet.

„Venus de Milo (Aphrodite von Melos),” ca. 150-125 BC, Wikimedia Commons, CC-BY;
„Self Portrait with Robert Andy Coombs in My Dorm Room (Selbstporträt mit Robert Andy Coombs im meinem Stundent*innenwohnheim),” Ausschnitt, 2019, © Joey Solomon, Manhattan, New York

Queering the Crip,
Cripping the Queer

Eine Ausstellung zu Geschichte, Kultur und Aktivismus von Queerness & Behinderung

2. September 2022 — 29. Mai 2023

Schwules Museum

„Queering the Crip, Cripping the Queer“ ist der Titel einer Ausstellung.
Die Ausstellung findet im Schwulen Museum in Berlin statt.
Sie wird zwischen dem 2. September 2022 und dem 29. Mai 2023 stattfinden.

Wir verwenden hier die Bezeichnung „behinderte Menschen“ und nicht „Menschen mit Behinderungen“.
Denn Menschen haben keine Behinderungen.
Menschen werden behindert, zum Beispiel durch die Vorurteile anderer Menschen und durch Barrieren in verschiedenen Lebens-Bereichen.

Wir verwenden hier auch die Schreibweise mit Stern.
Wir schreiben zum Beispiel „Künstler*innen“.
Damit möchten wir alle Menschen ansprechen, unabhängig von ihrem Geschlecht.


Das Abspielen dieses Videos erfordert die Weitergabe von Informationen an YouTube, wie in deren Datenschutzbestimmungen beschrieben.

DGS-Video von Rita Mazza. Mit freundlicher Genehmigung von Rita Mazza und Schwules Museum Berlin
Ein Video von Rita Mazza, einer italienischen Choreografin und Tänzerin mit schulterlangen braunen Haaren, die ein braun-weiß gemustertes Hemd trägt, am Fenster eines Cafés sitzt und uns in deutscher Gebärdensprache einlädt, die Ausstellung "Queering the Crip, Cripping the Queer" im Schwulen Museum Berlin zu besuchen, die am 1. September eröffnet wird und bis zum 29. Mai 2023 läuft. Rita erzählt uns, dass es einen Videoguide in Deutscher Gebärdensprache und andere barrierefreie Angebote geben wird. Und sie sagt: “Kommt und seht euch meine Arbeit und die von über 20 anderen gehörlosen und behinderten queeren Künstler*nnen an."


Das Abspielen dieses Videos erfordert die Weitergabe von Informationen an YouTube, wie in deren Datenschutzbestimmungen beschrieben.

Führung durch die Ausstellung „Queering the Crip, Cripping the Queer" mit den Kurator*innen Kenny Fries und Birgit Bosold
Das Video zeigt die beiden Kurator*innen Kenny Fries und Birgit Bosold, wie sie durch zwei Ausstellungsräume des Schwulen Museums führen und Objekte und Themen der Ausstellung erläutern.


Einführung

Der Begriff „queer“ [sprich: kwier]

Queer ist Englisch und bedeutet „eigenartig“ oder „sonderbar“.

Queer sind alle Menschen, die nicht hetero-sexuell sind.
Hetero-sexuelle Menschen sind Männer, die Frauen lieben, oder Frauen, die Männer lieben.

Viele Menschen denken, es gibt nur 2 Geschlechter: Frauen und Männer.
Nur Frauen und Männer können sich ineinander verlieben.
Aber:
Viele Menschen fühlen sich anders.
Sie fühlen sich nicht so wie die meisten Menschen.
Sie sagen: „Wir sind queer.“

Früher war das Wort queer ein Schimpfwort.
Heute sagen viele Menschen von sich selbst:
Ich bin queer.

Der Begriff „crip“ [sprich: kripp]

Crip ist Englisch und bedeutet „Krüppel“ oder „behindert“.

Crip und Krüppel waren früher Schimpfwörter für behinderte Menschen.
Heute sagen viele Menschen über sich selbst:
Ich bin crip.

Gemeinsame Merkmale von queer und crip

Queere Menschen und behinderte Menschen erleben ähnliche Dinge im Leben.
Sie werden oft schlecht behandelt und ausgegrenzt.

Das passiert in vielen Bereichen gleichzeitig:

Medizin

Queere und behinderte Menschen gelten als krank.

Religion

Queere und behinderte Menschen gelten als böse.

Alltag, Arbeits-Leben und Bildung

Queere und behinderte Menschen bekommen oft keine Wohnung, keine Arbeit oder keinen Ausbildungs-Platz.

Viele Menschen haben Vorurteile.
Sie denken schlecht über queere und behinderte Menschen.
Dabei kennen sie gar keine queeren oder behinderten Menschen.

Über die Ausstellung

Das ist die erste Ausstellung zum Thema „queer und crip“ in Deutschland und in anderen Ländern.
Queere und behinderte Menschen machen diese Ausstellung.
Die modernen Kunst-Werke erzählen die Geschichten von queeren und behinderten Menschen.
Die Künstler*innen wollen mit ihrer Kunst zeigen:
Ich bin queer.
Oder: Ich bin behindert.

Manche Künstler*innen sind queer und behindert.
Sie können besonders gut verstehen:

Welche Erfahrungen machen queere und behinderte Menschen?
Was haben sie gemeinsam?
Und wo unterscheiden sie sich?

„Der ideale Körper“

Ein idealer Körper ist ein perfekter Körper mit gleichmäßigen Formen. Viele Menschen finden einen perfekten Körper schön.
Aber niemand hat einen perfekten Körper.
Deshalb leiden viele Menschen und schaden sich oft selbst.

Der perfekte Körper bei den alten Griechen

Die Idee des perfekten Körpers gab es schon vor sehr langer Zeit bei den Griechen.
Auch bei den Griechen gab es behinderte Menschen.
Die Griechen behandelten diese Menschen schlecht und grenzten sie von der Gesellschaft aus.

Wir wissen wenig über diese ausgegrenzten Menschen.
Denn sie kommen nur selten vor in den griechischen Götter- und Sagen-Geschichten.
Ein Beispiel ist der Grieche Tiresias.

Blinde Propheten und Priester

Tiresias ist in der Geschichte ein Prophet, also ein Hellseher.
Aber Tiresias ist blind.
Deshalb wird er ausgegrenzt.

Es gibt ähnliche Menschen wie Tiresias in den Geschichten aus anderen Ländern.
Zum Beispiel gibt es in den japanischen Geschichten blinde Priester, die Biwa hōshi.
Die Biwa hōshi waren auch Sänger und zogen durchs Land.
Sie waren sehr klug.
Denn sie haben die japanische Sprache zusammen mit anderen Menschen neu erfunden.
Aber die Biwa hōshi wurden auch ausgegrenzt, weil sie blind waren.

Heilige und Sünder*innen

Behinderte Menschen im Mittelalter

Das Mittelalter war vor vielen 100 Jahren.
Im Mittelalter dachte man über behinderte Menschen:

Behinderte Menschen waren damals sehr arm.
Manche Menschen gaben ihnen Essen und Kleidung.
Aber die meisten Menschen grenzten behinderte Menschen aus.

Der Heilige Franz von Assisi

Franz von Assisi war ein besonderer Mensch.
Er war ein sehr gläubiger Mann in Italien.
Franz bekam Wunden an Händen, Füßen und am Körper.
Viele Menschen sahen in den Wunden ein Zeichen Gottes und verehrten Franz von Assisi.

Die Klinik Bethlem

Im Jahr 1247 wurde in London die Klinik „Bethlem“ gegründet.
Eigentlich spricht man das so aus: „Beslem“.
Aber die meisten Menschen sagten „Bedlam“.
Bedlam ist Englisch und bedeutet „Chaos“ oder „Verwirrung“.
Denn die Klinik war für „Geisteskranke“ und behinderte Menschen.

Behinderte Menschen im Buddhismus

In der Religion des Buddhismus glaubt man:
Menschen sterben und kommen dann als ein anderes Wesen wieder auf die Welt.
Deshalb sagen die Buddhist*innen:
Wenn ein Mensch behindert ist, dann hat das mit seinem früheren Leben zu tun.

Homo-Sexualität im Mittelalter

Homo-Sexualität bedeutet:
Ein Mensch liebt einen Menschen mit dem gleichen Geschlecht.
Eine Frau liebt eine Frau und ein Mann liebt einen Mann.

Homo-Sexualität ist in der Religion eine Sünde.
Damals nannten die Menschen diese Sünde „Sodomie“.
Homo-sexuelle Männer und Frauen wurden für Sodomie mit dem Tod bestraft.
Wir wissen nicht, wie viele Männer und Frauen das waren.
Denn es gibt nur wenig Berichte aus dieser Zeit.

Die Macht der Bilder

Der perfekte Körper in der Renaissance [sprich: Re-ne-songs]

In der Kunst gab es die Zeit der Renaissance.
Das ist Französisch und bedeutet „Wieder-Geburt“.
In der Renaissance entdeckten die Künstler*innen eine alte Idee der Griechen wieder neu:
den perfekten Körper.

Die Lehre von der Physiognomie [sprich: Füh-sio-gno-mi]

Im 18. Jahrhundert und auch später, gab es die Lehre von der Physiognomie.
Die Anhänger dieser Lehre glaubten:
Die guten und schlechten Eigenschaften eines Menschen kann man am Gesicht des Menschen erkennen.
Zum Beispiel:
Wenn ein Mensch eine Haken-Nase hat, dann ist dieser Mensch böse.

In der Kunst sind die Körper von Menschen oft perfekt.
Aber die Körper von behinderten Menschen wurden in der Kunst sogar als Witz-Figuren dargestellt.
Behinderte Menschen wurden auch auf Märkten ausgestellt.
Und Ärzt*innen benutzten sie für wissenschaftliche Experimente.

Behinderte Menschen in der Kunst heute

Auch heute gibt es noch die Idee von der Physiognomie, zum Beispiel in Filmen und Geschichten.
Dort haben Verbrecher oft ein Holzbein oder eine Augenklappe.

In dieser Ausstellung erzählen queere Künstler*innen und behinderte Künstler*innen ihre eigene Geschichte.
Sie zeigen ihre Körper und ihr Leben in der Kunst.

„Perfektionierung...”

Perfektionieren bedeutet:
Eine Sache so gut wie möglich machen.

Die Aufklärung

Im 18. Jahrhundert gab es die Zeit der Aufklärung.
In der Aufklärung gab es 2 neue Ideen:

1. Alle Menschen sind frei und haben die gleichen Rechte.

2. Probleme kann man nur mit einem klaren Verstand lösen.
Nur so gibt es eine gute Gesellschaft für alle Menschen.

Aber in Wirklichkeit war es damals so:
Die meisten Menschen waren nicht frei.
Sie hatten nur wenig Rechte und waren nie in der Schule.

Kolonialismus

Manche Länder in Europa glaubten besonders stark an die Ideen der Aufklärung.
Das waren England, Frankreich und Deutschland.
Sie glaubten auch, die Menschen in anderen Ländern sind „primitiv“.
Denn die Menschen glaubten dort nicht an die Wissenschaft und an einen klaren Verstand glauben.
Deshalb besetzten sie andere Länder, zum Beispiel Namibia in Afrika.
Die europäischen Länder unterdrückten oder töteten die Menschen in Namibia und in anderen Ländern.
Diese Zeit nennt man Kolonialismus.

Die Idee der „Rasse“

Die Menschen aus den europäischen Ländern glaubten auch:
Wir sind besser als die Menschen und Völker in anderen Ländern.
Sie nannten sich Kolonial-Herren und sagten:
Wir sind eine bessere Rasse.
So entstand auch das Wort Rassismus.
Ein rassistischer Mensch glaubt:
Ich bin mehr wert als andere Menschen.

„Normalität/Normalisierung" forcieren/widerstehen

Die Macht der Medizin

Im 19. Jahrhundert wurde die Medizin sehr einflussreich.
Die medizinischen Forscher*innen bestimmten:
Das ist normal. Und das ist nicht normal.
Die Forscher*innen sagten zum Beispiel:
Homo-Sexualität ist nicht normal.
Und Menschen ohne Behinderungen sind mehr wert als behinderte Menschen.
Viele Menschen glaubten den Forscher*innen.

Eugenik

Im 19. Jahrhundert gab es auch die Idee der Eugenik.
In der Eugenik untersuchten die Forscher*innen, wie man Menschen besser und stärker machen kann.
Zum Beispiel sollten nur gesunde und starke Paare Kinder bekommen.
Behinderte Menschen sollten keine Kinder bekommen..

Widerstand

Schon im 19. Jahrhundert und auch später waren viele Menschen gegen die Regeln der Eugenik.
Sie setzten sich für die Rechte von homo-sexuellen und behinderten Menschen ein.
Gleichzeitig wurden diese Menschen noch stärker ausgegrenzt..

Vernichtung

Im Jahr 1933 übernahm die National-Sozialistische Partei die Macht und Adolf Hitler wurde der Reichs-Kanzler im Deutschen Reich.

Das Gesetz für Eugenik

Hitler und die National-Sozialisten fanden die Idee der Eugenik gut.
Aber auch andere wichtige Personen fanden die Idee gut.
Deshalb gab es in Deutschland bald ein Gesetz, das Eugenik erlaubte.

Zwangs-Sterilisation

Homo-sexuelle und behinderte Menschen wurden verfolgt.
Manche wurden auch gegen ihren Willen operiert.
Nach dieser Operation konnten die Menschen keine Kinder mehr bekommen.
Diese Operation heißt Zwangs-Sterilisation.
Bis zum Ende von Hitlers Herrschaft im Jahr 1945 wurden ungefähr 400.000 Menschen zwangs-sterilisiert.

Kinder-Fachabteilungen

Behinderte Kinder wurden bei Erbgesundheits-Gerichten gemeldet.
Diese Gerichte schickten die Kinder in „Kinder-Fachabteilungen“.
Dort machten Ärzt*innen Experimente mit ihnen.
Nach den Experimenten töteten die Ärzt*innen die Kinder.
Oder sie ließen die Kinder verhungern.

Die Aktion T4

In den Jahren 1939 bis 1941 machten die National-Sozialisten die „Aktion T4“.
Die Aktion war geheim und T4 war die Abkürzung für die Adresse Tiergartenstraße 4 in Berlin.
Dort war das Gebäude mit den Büros, wo die Aktion geplant wurde.

Die National-Sozialisten schickten bei der Aktion T4 behinderte Menschen in sogenannte „Tötungs-Anstalten“.
Dort wurden viele Tausend Menschen mit Gas getötet.

Unsere Ikonen

Eine Ikone ist ein Vorbild, das man bewundert und verehrt.
Auch queere und behinderte Menschen haben Ikonen.

Ikonen als Vorbilder

Ikonen sind zum Beispiel Audre Lorde, Lorenza Böttner und Raimond Hoghe.
Lorde, Böttner und Hoghe waren queer und sie waren behindert.
Sie alle kämpften mit Ihrer Kunst für queere und behinderte Menschen.
Dafür nutzten Sie die eigene Stimme und den eigenen Körper.
Sie zeigten:
Queere und behinderte Menschen sind stark und schön.
Mit dieser Meinung haben Sie die Kunst verändert.

Queere und behinderte Menschen in der modernen Kunst

Queere und behinderte Menschen werden immer mehr in der Kunst beachtet.
Das ist noch nicht lange so.
Denn im National-Sozialismus hat man Menschen wie Lorde, Böttner und Hoghe ermordet.
Heute sind sie Vorbilder und machen vielen queeren und behinderten Menschen Mut.

Freak Out

Freak out ist Englisch und bedeutet „ausflippen“ oder „wütend sein“.
Ein Freak ist ein „Verrückter“ oder ein „Krüppel“.
Freak sagt man auch zu Menschen, die Regeln brechen und anders leben wollen.

Menschen werden behindert

Schon um 1900 gab es die ersten Behinderten-Rechts-Gruppen.
Sie machen sich für die Rechte behinderter Menschen stark.
Seit 1970 gibt es sehr viele von diesen Gruppen.
Die Behinderten-Rechts-Gruppen haben die Botschaft:
Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert.
Denn es gibt Barrieren im Lebens-Umfeld.
Zum Beispiel:
Ein körper-behinderter Mensch kommt nicht in eine Arzt-Praxis, weil es keinen Aufzug gibt.

Rosa von Praunheim

Der Filmemacher Rosa von Praunheim machte im Jahr 1971 den Film:
„Nicht der Homo-Sexuelle ist pervers, sondern die Gesellschaft, in der er lebt.“
Praunheim sagte damit:
Homo-Sexuelle sind nicht krank.
Die Gesellschaft ist krank.
Denn viele Menschen haben Vorurteile gegen Homo-Sexuelle.

Der Film wurde berühmt.
Und in West-Deutschland startete die queere Bewegung.
Die queere Bewegung fordert:
Alle Menschen sollen die gleichen Rechte haben und selbst über ihr Leben bestimmen.

Aktionen der Behinderten-Rechts-Organisationen

Seit 1970 machten die Behinderten-Organisationen große Aktionen, zum Beispiel Demonstrationen.
Damit protestierten sie gegen den Staat.
Denn das Thema Behinderung geht alle Menschen etwas an.

Seit diesen Aktionen sagen behinderte Menschen:
Ich bin ein Freak. Ich bin ein Krüppel.
„Freak“ und „Krüppel“ sind keine Schimpfwörter mehr.
Behinderte Menschen machen sich mit den Wörtern selbst stark.

Queere und behinderte Menschen haben heute viel erreicht.
Aber die Rechte von queeren und behinderten Menschen müssen in allen Bereichen noch besser beachtet werden.
Deshalb sagen die Ausstellungs-Macher*innen:
Keep freaking out! [Kiep frieking aut]
Das bedeutet: Bleibt dran – und flippt weiter aus!

 

LL logo

Der Text in Leichter Sprache ist von capito Berlin.
3 Personen mit Lernschwierigkeiten haben den Text auf Verständlichkeit geprüft.

 


Besuch planen

Bitte tragen Sie eine medizinische Gesichtsmaske beim Besuch der Ausstellungen und bei der Teilnahme an Veranstaltungen. Bei Führungen ist das Tragen einer Maske verpflichtend.

Laufzeit der Ausstellung

02.09.2022—29.05.2023

Adresse

Schwules Museum
Lützowstraße 73
10785 Berlin

Tickets

Bitte besuchen Sie unsere Informationsseite für Tickets und weitere Informationen.

Führungen

Wir bieten Führungen durch die Ausstellung, Informationen finden Sie im Bereich Bildung.

Öffnungszeiten

  • Montag: 12–18 Uhr
  • Dienstag: Ruhetag
  • Mittwoch: 12–18 Uhr
  • Donnerstag: 12–20 Uhr
  • Freitag: 12–18 Uhr
  • Samstag: 14–19 Uhr
  • Sonntag: 14–18 Uhr

Feiertage: am 1.1., 24.12, 25.12. und 31.12., sowie an Dienstagen geschlossen


Zugangs­informationen

Das Tragen einer FFP2 Maske ist in der Ausstellung verpflichtend. Sollte dies aus Barrieregründen nicht möglich sein, informieren Sie uns bitte vor Ihrem Besuch.

Gebäude:

Weitere Information

Interpretation

Öffentliche Verkehrsmittel


Ausstellungs­veranstaltungen

Rückwärts und vorwärts:
Queering the Crip and Cripping the Queer*

6. Oktober, 20:00 Uhr

Im Jahr 2003 entwickelte Sandahl das Verb "to crip", um die Affinitäten zwischen queeren und progressiven Behindertengemeinschaften zu untersuchen. Sie leitete das Konzept von dem Verb "to queer" ab, das in den 1980er und 1990er Jahren aufkam, um Repräsentationsstrategien zu beschreiben, die in queeren Gemeinschaften eingesetzt werden, um heterosexuelle Normen sichtbar zu machen und zu destabilisieren. Sie analysierte die Arbeiten von Solo-Performance-Künstler*innen, die sich als beides identifizierten, um die Ähnlichkeiten und entscheidenden Unterschiede zwischen der Sichtweise und Darstellung der Erfahrungen von Crips und Queers herauszuarbeiten. Seit 2003 hat sich die Verwendung von "to crip" oder "cripping" in akademischen und aktivistischen Kreisen durchgesetzt. Sandahl erzählt die Entstehungsgeschichte des Begriffs, die ihn in der gelebten Erfahrung von queeren und behinderten Menschen verankert und auf zukünftige Entwicklungen im Aktivismus, in der Kunst und in der Wissenschaft verweist.

Carrie Sandahl ist Professorin an der University of Illinois at Chicago im Department Behinderungen und menschliche Entwicklung. Sie ist Co-Leiterin von Bodies of Work in Chicago, einer Organisation, die die Entwicklung von Kunst und Kultur von Menschen mit Behinderungen unterstützt. Ihre Forschungen und kreativen Aktivitäten konzentrieren sich auf die Identität von Behinderten in Performance und Film. Zu Sandahls Veröffentlichungen gehört die von ihr mit herausgegebene Anthologie „Bodies in Commotion: Disability and Performance", die von der Association for Theatre in Higher Education mit einem Preis im Bereich Theaterpraxis und -pädagogik ausgezeichnet wurde (2006). Ihr kollaborativ produzierter Dokumentarfilm "Code of the Freaks", eine Kritik der Darstellung von Behinderung im Kino, wurde 2020 uraufgeführt.

* Der Titel dieses Vortrags ist eine Anspielung auf den Theaterkünstler und Wissenschaftler David Ball, der 1983 das Lehrbuch "Backwards and Forwards: Ein technisches Handbuch zum Lesen von Theaterstücken" publizierte. Balls Technik bietet eine Reihe von Werkzeugen, um zu verstehen, wie ein Stück funktioniert, indem seine Mechanik untersucht wird, bevor Bedeutung geschaffen wird. Sandahls Arbeit konzentriert sich darauf, wie Repräsentationstechniken von Queering und Cripping zusammenwirken, um neue Bedeutungen über die gelebte Erfahrung von Behinderung und Queerness zu schaffen.


Desire Lines and Death Loops

8. Oktober, 16:00 Uhr

Es gibt ein Video der Performance.

Die multidisziplinäre Künstlerin Perel wird am 8. Oktober um 16 Uhr im Rahmen der Ausstellung "Queering the Crip, Cripping the Queer" im Schwulen Museum Berlin die Performance "Desire Lines and Death Loops" aufführen. Perel wird die Besucher*innen zu einer choreografierten Begegnung mit der queeren/behinderten Geschichte im Nationalsozialismus einladen, in einem Ritual, das queere/behinderte Ikonen würdigt: die Künstlerin Lorenza Böttner, den Performer und Choreografen Raimund Hoghe und die Schriftstellerin Audre Lorde sowie einige lebende Ikonen.

Perel ist ein*e multidisziplinäre Künstler*in, der*die sich mit Behinderung und Queerness in Bezug auf Pflege, Konsens, Sexualität und persönliche und historische Traumata beschäftigt. „Perel ist ein*e Meister*in des Timings, der Spannung, der Entspannung und der Intimität und erschafft damit einen Raum des Lernens und Verlernens". (Victoria DeJaco, Spike Magazine). Perel fragt: "Wie bewegen wir uns durch Raum und Zeit in Bezug auf unsere gesammelte Geschichten?" Perel tourt und unterrichtet international, als Universitätsdozent*in und Mentor*in für aufstrebende behinderte Künstler*innen in New York City und Berlin. Vor kurzem erhielt Perel das Disability Futures Fellowship (2020-2022) von den United States Artists und der Ford and Mellon Foundation.


Pink Splashes: Mit abolitionistischen Interventionen die Straßen queeren

23. November 2022, 19:00 Uhr

Syrus Marcus Ware untersucht in seinem Vortrag "Pink Splashes" die Aufstände des Jahres 2020 und die Interventionen von Schwarzen Queer- und Trans*-Aktivist_innen, die Kunst und Aktivismus zusammenbrachten, um für die Abschaffung des Gefängniskomplexes und ein Ende der Polizeigewalt und die Dekolonisierung im Norden von Turtle Island einzustehen (Turtle Island oder Schildkröteninsel ist der indigene Name für das Gebiet, das heute Nord- und Zentralamerika ist). Er betrachtet Kunstwerke, die als Reaktion auf diese Interventionen entstanden sind – sowohl Werke, die durch seine Praxis als auch durch die anderer Schwarzer Künstler_innen im Norden von Turtle Island entstanden sind.

Biografie

Dr. Syrus Marcus Ware ist Assistenzprofessor an der School of the Arts der McMaster Universität in Hamilton (Kanada), bildender Künstler, Aktivist, Kurator und Pädagoge und erforscht mit Malerei, Installationen und Performances soziale Gerechtigkeit und die Kultur Schwarzer Aktivist_innen. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in ganz Kanada und seine Performances bei lokalen und internationalen Festivals gezeigt. Er ist Teil des Performance Disability Art Collective und Mitbegründer von Black Lives Matter-Canada. Syrus ist Kurator der Ausstellung That’s So Gay und Ko-Kurator von Blackness Yes/Blockorama. Neben der Veröffentlichung einer Vielzahl von Zeitschriften und Artikeln ist Syrus Mitherausgeber des Bestsellers Until We Are Free: Reflections on Black Lives Matter in Canada (URP, 2020).

Queer, Crip Activism and the Arts: Nina Muehlemann und Steven Solbrig im Gespräch mit Kate Brehme.

3. Dezember 2022, 19:00 Uhr

Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen diskutieren die queeren, behinderten Künstler*innen Nina Mühlemann und Steven Solbrig mit Kuratorin Kate Brehme queeren und crip Aktivismus in deutschsprachigen Kunstkontexten.

Nina Mühlemann (keine/sie) lebt in Zürich und ist Künstler*in und Theater- und Disabilitywissenschaftler*in. 2018 doktorierte Nina am King's College London in Disability Studies und Performance Studies. Aktuell arbeitet Nina im Forschungsprojekt „Ästhetiken des Im-Mobilien" an der Hochschule der Künste Bern und forscht zu im-/mobilen Tanz-und Theaterpraktiken von behinderten Künstler*innen. Von 2018-2019 war Nina künstlerische Co-Leiter*in der Future Clinic for Critical Care, einem soziokulturell animierten Theaterpraxisprojekt, mit Aufführungen in der Gessnerallee Zürich und am Impulstanz Festival Wien. 2020 gründete Nina zusammen mit Edwin Ramirez Criptonite, ein crip-queeres Theaterprojekt, das die Arbeit von behinderten Künstler*innen zentriert. Das aktuellste Stück von Criptonite, "Pleasure", feierte im Oktober 2022 in München Vorpremiere.

Steven Solbrig, weiß, genderfluid, queer, mit Behinderung, wuchs in der ehemaligen DDR auf. Anfang der 2000er Jahre absolvierte Steven eine Ausbildung in einer Behinderteneinrichtung, inklusive Internatsunterbringung. Steven fotografiert, lehrt, schreibt, und performt, u.a. zur Sichtbarkeit von (Kunst) mit Behinderung, aus der Perspektive der Disability Studies und dies mit aktivistischer Haltung.

Eventinformationen

Das Event findet in deutscher Lautsprache statt.
Das Tragen einer FFP2 Maske ist im Museum verpflichtend.
Sollte das für Sie aus Barriere-Gründen nicht möglich sein, lassen sie es uns bitte vor Ihrem Besuch wissen.

Eintritt: 4€

Die Veranstaltung wird auf dem YouTube-Kanal des Schwulen Museums live gestreamt.
Einige Tage nach der Veranstaltung steht das Video mit deutschen Untertiteln zur Verfügung: https://www.youtube.com/c/SchwulesMuseum

Es gibt einen Sitzsack für Besucher*innen, dieser kann reserviert werden.
Falls Sie bestimmte Anforderungen an die Sitzmöbel haben oder Sie aufgrund von sichtbaren oder unsichtbaren Behinderungen entspannter Ankommen wollen, kommen Sie gerne schon 20 Minuten bevor die Veranstaltung beginnt.


Hallo hallo hallo! Wir sind hier. Ein Abendgespräch mit den queeren, Tauben Künstler*innen aus Berlin Rita Mazza und Tom Käbisch, moderiert von Dana Cermane.

Donnerstag, 16. März, 19—21 Uhr

Als sozialpolitische und Queer-Feministische Aktivist*in beschäftigt Dana Cermane sich unter anderem mit queeren Thematiken, der (rechtlichen) Gleichstellung von Gebärdensprache, Taubenkultur und Belangen von Jugendlichen. Dana liebt es Diskriminierungsmechanismen, das Bildungssystem und den Kapitalismus zu hinterfragen und zu diskutieren und macht sich dabei einen Namen als Tabubrecher*in.

Tom Käbisch ist Künstler*in und Aktivist*in. Tom arbeitet als Erzieher*in und Teamleiter*in. Außerdem ist Tom als Künstler*in und Performer*in auf der Bühne, so beim ViFest!-Festival sowie dem Jugendfestival5. Tom gibt regelmäßig gebärdensprachliche Kinderbuch-Vorlesungen für Taube Kinder. Tom hält Vorträge über Coming Out und Identität und verhandelt diese Themen in der Kunst in Form von Poesie und Visual Vernuclar. Seit 2022 hostet Tom ehrenamtlich auch die Leitung der Talkshow „Fingerzeig in Gebärdensprache“ bei ALEXA BERLIN TV.

Rita Mazza ist eine taube, queere, freischaffende Künstlerin, Schauspielerin, visuelle Gebärdenperformerin und Tänzerin. Für ihre Hauptrolle der Sarah in God’s Forgotten Children bei der Theater Artisti Associati Company in Italien erhielt sie einige Preise. Außerdem ist Rita Mazza als künstlerische Leiterin des Festival del Silenzio tätig, einer internationalen Veranstaltung für darstellende Kunst mit dem Schwerpunkt Gebärdensprache und Taubenkunst. Sie spricht die italienische Gebärdensprache fließend sowie die deutsche, französische und International Sign. Seit 2010 lebt Rita Mazza in Berlin und arbeitet derzeit als künstlerische Leiterin und Performerin an visuellen Gebärdensprachperformances in Berlin. Mit Making a Difference verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit.

Eventinformationen

Die Veranstaltung findet in Deutscher Gebärdensprache (DGS) statt und wird in deutsche Lautsprache verdolmetscht.
Das Tragen einer FFP2 Maske ist im Museum verpflichtend.
Sollte das für Sie aus Barriere-Gründen nicht möglich sein, lassen sie es uns bitte vor Ihrem Besuch wissen.

Eintritt: 4€

Es gibt einen Sitzsack für Besucher*innen, dieser kann reserviert werden.
Falls Sie bestimmte Anforderungen an die Sitzmöbel haben oder Sie aufgrund von sichtbaren oder unsichtbaren Behinderungen entspannter Ankommen wollen, kommen Sie gerne schon 20 Minuten bevor die Veranstaltung beginnt.


Andere Veranstaltungen

Besuchen Sie die Veranstaltungsseite für eine vollständige Liste der Ausstellungsveranstaltungen, Führungen und Workshops.